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Angst im Sport – zwischen Lampenfieber und Blockade

Fairplay Sporthandel Sven Lange
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Ein wenig Nervosität gehört dazu – doch wenn Angst blockiert, kann sie Lernen und Leistung verhindern. Wir zeigen, wie Angst im Sport auftritt, welche Ursachen sie hat und wie Lehrkräfte und Trainer Kindern und Jugendlichen helfen können, Sicherheit und Mut zurückzugewinnen.

Wie Angst im Sport sichtbar wird

Schweißnasse Hände, Herzrasen, flache Atmung – viele kennen diese körperlichen Reaktionen, sei es im Sportunterricht, beim Gerätturnen oder beim Wettkampf: Angst. Angst im Sport beschreibt ein Gefühl von Unsicherheit oder Bedrohung, das entsteht, wenn eine Situation als zu schwierig oder riskant empfunden wird – etwa beim Wettkampf, vor Mitschülern oder bei ungewohnten Bewegungen. 

Diese Angst kann sich durch physiologische Veränderungen wie Zittern oder Blässe; motorische Hemmungen; emotionale Reaktionen wie Unruhe, Tränen oder Aggression äußern. Auch Fluchtverhalten wie das absichtliche Vergessen der Sportkleidung oder das Anstellen hinter anderen ist häufig.

Wichtig zu wissen: Angst ist nicht per se negativ! Ein gewisses Maß an Erregung aktiviert den Körper und erhöht die Konzentration, was in vielen Fällen die Leistung unterstützt. Ziel ist daher nicht, Angst komplett zu eliminieren, sondern sie zu verstehen und einen Umgang damit zu finden.

Fairplay Turnen

Angst vs. Furcht – ein kleiner Unterschied

Fachlich wird zwischen Angst und Furcht unterschieden: Angst ist eine unspezifische, gegenstandslose Emotion, ausgelöst durch innere Reize. Furcht hingegen entsteht durch einen klar erkennbaren äußeren Umstand.
 
Im Sport begegnen wir häufig der Furcht, da konkrete Bewegungen oder Geräte die Auslöser sind. Für die praktische Arbeit spielt die Unterscheidung zwischen Angst und Furcht jedoch kaum eine Rolle, viel wichtiger ist, die Anzeichen zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Typische Formen von Angst im Sport

Gründe für Angst sind vielseitig und sehr individuell ausgeprägt. Im Kontext von Sport und Bewegung lassen sich vier Hauptursachen ausmachen.

1. Angst vor Misserfolg

Die Angst, zu versagen oder sich zu blamieren, ist weit verbreitet. Besonders Kinder, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen, erleben diese Form der Angst.

Tipps für den Umgang:

  • Akzeptanz für Fehler als Teil des Lernprozesses schaffen
  • Entspannungstechniken z.B. Atemübungen vermitteln
  • Misserfolg zulassen, ohne dass er bewertet wird

2. Angst vor Blamage

Hier steht die Bewertung durch Andere im Vordergrund. Besonders bei Einzelaktionen wie Turn- oder Tanzübungen wird das soziale Umfeld schnell zum Stressfaktor.

Tipps für den Umgang:

  • Übungen in kleinen Gruppen durchführen
  • Kinder in vertrauten Gruppen einteilen
  • Fehler nicht als Lernmittel im Sinne eines Negativ-Beispiels nutzen
  • Sensibilität für individuelle Selbstwertwahrnehmung zeigen, z. B. bei übergewichtigen oder motorisch schwächeren Kindern
  • vertrauensbildende Maßnahmen z.B. durch Team-Spiele

3. Angst vor Schmerz und Verletzung

Diese Angst entsteht oft durch Antizipation: Kinder befürchten, dass ein Salto oder Rückwärtsbewegungen gefährlich sind. Tatsächlich liegen die Verletzungsraten beim Gerätturnen deutlich unter denen in Mannschaftssportarten.

Tipps für den Umgang:

  • sicheres methodisches Vorgehen bei komplexen Elementen
  • verlässliche Hilfestellung durch Lehrkraft oder Trainer
  • schrittweises Üben und Kontrolle über Bewegungsabläufe

4. Angst vor Unbekanntem

Neue Bewegungen oder unbekannte Trainingsumgebungen können Angst auslösen. Kinder zeigen hier oft Vermeidungsverhalten, wie das Anstellen hinten in der Reihe oder das Zurückhalten von Bewegungen.

Tipps für den Umgang:

  • Bewegungen vorab zeigen oder durch Videos erklären
  • vertrauensvolle Hilfestellung durch Lehrkraft oder Mitschüler
  • möglichst vertraute Umgebung nutzen oder neue Situationen schrittweise einführen
  • zukünftig: VR-Technologien könnten das sichere Ausprobieren neuer Elemente erleichtern

Fairplay

Angst erkennen – worauf achten?

Um angemessen zu reagieren, sollten Lehrkräfte und Trainer die Äußerungsformen der Angst beobachten:

  • motorisch: stockende Bewegungen, Koordinationsstörungen, unsichere oder zögerliche Ausführung
  • physiologisch: schwitzige Hände, Blässe, Zittern, Magenschmerzen, veränderte Körperhaltung
  • emotional: Unruhe, Aggressivität, Tränen, Rückzug
  • verhaltensbezogen: Flucht, Vermeidung, absichtliches „Unsichtbar-Machen“

Fazit: Angst verstehen, Sicherheit bieten

Angst ist ein natürlicher Bestandteil des Lernens und des Sports. Sie kann blockieren, aber auch aktivieren. Lehrkräfte und Trainer können Kinder und Jugendliche unterstützen, indem sie:

  • ein vertrauensvolles Umfeld schaffen,
  • methodische Sicherheit gewährleisten,
  • individuellen Ängste sensibel begegnen und
  • Fehler als Chance der Weiterentwicklung vermitteln und nutzen.

So wird aus Angst keine Blockade, sondern eine Chance für Konzentration, Leistungssteigerung und selbstbewusstes Ausprobieren.

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Quellen und Literaturempfehlungen

  • Boisen, M.: Angst im Sport – Der Einfluss von Angst auf das Bewegungsverhalten
  • Lange, S.: Angst in kompositorischen Sportarten – Präsentation an der Universität Tübingen
  • Philipp, N.: Angst vor Schmerz und Verletzung im Gerätturnen – Untersuchung am Institut für Sportwissenschaft Tübingen
  • Vormbrock, F.: Formen von Angst im Sport und Möglichkeiten ihrer Bewältigung im Unterricht
  • Walter, H.: Angst bei Schülern
  • Winkler, R.: Angst in der Schule – in: Neue pädagogische Bemühungen